Brauchst du noch oder willst du schon? Der Unterschied zwischen Needs und Wants

Wants Vs. Needs
Wants Vs. Needs

Es mag überraschen. Aber zwischen Bedürfnissen und Wünschen unterscheiden zu können, gehört zu den wichtigsten Grundpfeilern für den kompetenten Umgang mit Geld. Und zwar für alt und jung.

Die Ausgangslage ist eindeutig: Eltern wollen ihren Kindern heute mehr denn je den vernünftigen Umgang mit Finanzen beibringen. Bloß: Den meisten fehlt dazu leider die dafür nötige Kompetenz. Deshalb fordern sie jetzt Hilfe ein. Und die sollen sie auch bekommen.

 

Unterscheidung zwischen Needs und Wants

Bevor wir uns die genauen Unterschiede zwischen Needs und Wants ansehen, gilt es festzustellen, dass im Deutschen leider keine perfekt passenden Worte zur Verfügung stehen. Deshalb müssen wir uns mit der bestmöglichen Variante zufrieden geben. Keine Sorge, auch die sind nicht so schlecht. 

 

Need = Bedürfnis

Want = Wunsch

 

Nachdem wir nun die Vokabeln abgesteckt habe, können wir uns um die Definitionen (jeweils Wikipedia) kümmern. Und bereits hier offenbart sich, dass das mit der Unterscheidung gar nicht so einfach ist:

 

Bedürfnis: Unter Bedürfnis versteht man in der Alltagssprache Verlangen, Wunsch, Ansprüche („wachsende Bedürfnisse“) oder etwas meist materielles zum Leben Notwendiges.

Wunsch: Der Wunsch ist ein Begehren nach einer Sache oder Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder Wahrnehmung oder das Erreichen eines Zieles für sich selbst oder für einen Anderen.

 

Du wirst es gemerkt haben. Gerade die Definition von Wunsch ist leider wenig konkret. Gehen wir also in die Tiefe.

 

Abgrenzung zwischen Bedürfnissen und Wünschen

Im Alltagsgebrauch werden Needs und Wants gerne synonym verwendet. Das ist nur allzu verständlich. Denn was für den einen ein Bedürfnis ist, kann für jemand anderen ein Wunsch sein. Und umgekehrt.

Machen wir noch einmal einen kurzen Blick zurück zu den englischen Original-Wörtern. Vergleich man die Definition dieser miteinander, läuft es übrigens auf ein einziges Wort hinaus. Und zwar auf essential. Daraus folgt: Essentielle Wünsche werden zu Bedürfnissen. Bloß, was essentiell ist, beurteilt jeder individuell.

Das muss jedoch nicht zwingend schlecht sein, wie wir noch feststellen werden. Denn solange wir der einzige Entscheidungsträger sind, bleibt die Unterscheidung zwischen essentiell und nicht essentiell stets uns überlassen. 

Befinden wir uns hingegen in einer Gruppe (zum Beispiel einer Familie), wird es schon deutlich komplizierter. Doch auch hier kann geholfen werden. So können “formelle Schemen” dabei helfen, zu priorisieren. Und genau darauf läuft es bei der ganzen Unterscheidung ja schließlich hinaus.

 

MoSCoW kommt zur Hilfe

Nein, es geht dabei nicht etwa um die russische Hauptstadt. Sondern um ein populäres Modell zur Priorisierung. Das M steht dabei für “Must have”, das S für “Should have”, das C für “Could have und W für “Won’t have”. Oder anders ausgedrückt. Muss, Soll, Kann und Diesmal nicht.  

MoSCow alleine ist natürlich wirkungslos. Es muss auf etwas aufbauen. In unserem Fall, soll es dabei helfen, uns finanzielle Ressourcen vernünftig aufzuteilen. Dazu müssen wir natürlich unsere Ausgaben kennen. Bevor man entsprechend MoSCow priorisiert, gilt es also seine Hausaufgaben zu erledigen.

Am einfachsten nimmt man dazu sein Haushaltsbuch. Wer ein solches nicht führt, sollte sofort damit starten. Wie? Ganz einfach einen ganzen Monat lang ALLES notieren, wofür man wie viel Geld ausgegeben hat. Das klingt banal. Doch in vielen Fällen zeigt sich: Seine Ausgaben zu notieren, hilft dabei sie zu reduzieren. Und genau darauf läuft es ja schließlich hinaus, wenn wir darüber reden, warum es wichtig ist, zwischen Wants und Needs unterscheiden zu lernen.

Doch es gibt noch weitere Hilfsmittel.

 

Die Want-Need-Matrix

Wer eher der visuelle Typ ist, kann auch zu einer einfachen 2×2 Matrix (siehe Grafik) greifen. Diese hilft dabei auf den ersten Blick zu erkennen, welche Kräfte zwischen Bedürfnissen und Wünschen herrschen können.

 

2x2 Matrix Wants vs Needs
2×2 Matrix Wants vs Needs

 

Schauen wir uns die vier Teilbereiche nun genauer an.

 

Want Niedrig / Need Niedrig

Beginnen wir links unten. Hier befindet sich traditionell die “schlechteste” Option. In unserem Fall kennzeichnet der Quadrant gleichermaßen niedrige Wünsche und Bedürfnisse. Alles was hier hineinfällt, kann guten Gewissens ignoriert werden.

Was in der Theorie so offensichtlich klingt, kann in der Praxis jedoch zum Problem werden. Denn wer von uns seine Ressourcen (Zeit oder Geld) noch nicht für Wertloses verschwendet hat, werfe bitte den ersten Stein. (Anmerkung: Deshalb möchte ich an dieser stelle erneut das Führen eines Haushaltsbuchs empfehlen)

Wird etwas als in diesen Bereich zugehörig identifiziert, gibt es nur eine Handlungsanweisung: Vermeiden! Siehe hierzu auch die 2-Listen-Strategie von Warren Buffett.

 

Want Niedrig / Need Hoch

Schauen wir uns nun die beiden diagonal voneinander liegenden Quadranten an. Sie sind im Grunde genommen Spiegelbilder voneinander und nicht ganz selbsterklärend. Gehen wir also ins Detail:  Dinge für die wir einen schwach ausgeprägten Wunsch jedoch ein hohes Bedürfnis haben, sind uns oft gar nicht bewusst. Die Kunst liegt dementsprechend darin, sie überhaupt zu erkennen.

Oft kümmern wir uns um Dinge, die in diese Kategorie nicht, weil wir ihren wahren Wert nicht erkennen. Beispiel gefällig? Finanzielle Angelegenheiten im Allgemeinen, die Altersvorsorge im Speziellen. Es ist heute wichtiger denn je, sich über den langfristigen Vermögensaufbau Gedanken zu machen. Wenn man so will, handelt es sich hierbei also ganz klar um ein Bedürfnis. Und dennoch: Sich einen Plan für die nächsten Jahrzehnte zurechtzulegen ist leider nichts, das die Mehrheit der Menschen als großen Wunsch bezeichnen würde. Obwohl sie das natürlich sollte!

Ein weiteres Beispiel ist das Bedürfnis langfristiger körperlicher Fitness, die oft nicht einfach mit kurzfristigen Wünschen (des Faulseins) vereinbar ist.

Tatsache ist: Es sind mitunter die wichtigsten Dinge im Leben, die sich in diesem Quadranten verstecken. Aus diesem Grund gilt: Augen auf, um jene Dinge zu erkennen, die sich hier befinden. Danach müssen sie zur Priorität erhoben werden

 

Want Hoch/ Need Niedrig

Dieser Quadrant nimmt in unserem Leben wohl (leider) den meisten Platz ein. So betrachtet, ist es wohl auch der wichtigste Bereich. Hier fällt nämlich all das hinein, wo wir uns zuvor die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Wir sprechen über Dinge, die man unter “attraktiv aber überflüssig” zusammenfassen kann. Also alles, was uns gekonntes Marketing als unbedingt nötig verkaufen will.

In diesem Quadranten wird der Grundstein dafür gelegt, bewusst zu konsumieren. Und sich auf jene Dinge zu konzentrieren, die einem wirklich wichtig sind. Das sind dann zwar vielleicht noch immer keine echten Bedürfnisse – aber immerhin wichtige Wünsche.

 

Want Hoch/ Need Hoch

Nun sind wir im optimalen Bereich angekommen, dem mächtigsten Quadranten. Denn wenn unsere Wünsche und Bedürfnisse auf einer Wellenlänge liegen, dann ist auch unsere Motivation (die damit verbundenen Ziele zu verfolgen) sehr ausgeprägt.

Doch Achtung: Was so gut klingt, birgt auch Fallstricke. Denn nur allzu oft identifizieren wir Wünsche als Bedürfnisse. Mit der Folge, dass wir uns die Verfolgung der entsprechenden Ziel schönreden

Es gilt also ganz aufmerksam herauszufinden, ob man bei der Zuordnung tatsächlich die richtige Kategorisierung gefunden hat: Sind meine Wünsche wirklich auch Bedürfnisse? Dies gilt es mit großer Vorsicht zu überprüfen. Am besten regelmäßig.

 

Das Leben ist dynamisch

MoSCoW sowie die vorgestellte 2×2 Matrix zur Kategorisierung heranzuziehen, kann in vielen Lebensbereichen eine gute Idee sein. Nicht nur die persönlichen Finanzen betreffend, sondern auch für Beziehungen und natürlich am Arbeitsplatz.

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, kann man die Achsen auch anders beschriften. Statt Hoch (High) und Niedrig (Low) kann man auch High / No verwenden. Also Low direkt ausschließen. Das kann zur Vereinfachung führen. Gleichzeitig lassen sich die Felder natürlich auch auf neun Stück ausweiten, indem man eine mittlere Kategorie einführt (wäre dann eine 3×3 Matrix).

Wie auch immer man es anlegt, gilt zu beachten: Es handelt sich stets um ein dynamisches Modell. Denn Bedürfnisse und Wünsche ändern sich nunmal im Laufe eines Lebens. Das wird jeder Elternteil bestätigen können. Dementsprechend muss man auch die Kategorisierungen von Zeit zu Zeit anpassen. Hier ist also ein gewisses Maß an Flexibilität gefragt.

Das ändert jedoch nichts an den besprochen Handlungsanweisungen! Es ändert sich nur die Zuweisung der verschiedenen Dinge/Ziele zu den einzelnen Quadranten.

Der Schlüssel um die Modelle effektiv anwenden zu können, liegt in unserer subjektiven Bewertung. Also darin, wie wir gewisse Dinge zuordnen. Oder anders ausgedrückt: Welchen Wert wir Dingen geben, also ob wir Wants und Needs voneinander unterscheiden können.

 

Quellen: 

https://medium.com/indian-thoughts/wants-vs-needs-understanding-ourselves-better-96a2c35fbc23

https://de.wikipedia.org/wiki/Bed%C3%BCrfnis

https://de.wikipedia.org/wiki/Wunsch

 

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