Die Ironie des Erfolgs: Wie man mit Kursverlusten umgehen sollte

Ironie
Erfolg an der Börse ist simpel aber nicht einfach. Es gilt die Ironie des Erfolgs zu überwinden.

 

Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Das gilt insbesondere an der Börse. Entsprechend gleichmütig nehmen alte Börsen-Hasen zwischenzeitliche Kursverluste zur Kenntnis. Der Schlüssel liegt darin, sich einer ganz bestimmten Sache bewusst zu werden: Der Ironie des Erfolgs.

Schauen wir den Tatsachen in die Augen: Die meisten Menschen interessieren sich nicht im Geringsten für das Thema Geldanlage. Das ist ein (teurer) Fehler. Logisch: Denn nur, wenn man die Chancen, die die verschiedenen Märkte bieten, kennt, kann man wirkungsvoll finanziell vorsorgen. Egal ob für sich selbst oder für seine Kinder. 

Das bedeutet im Umkehrschluss: Legt man das Desinteresse ab und überwindet sich dazu, die eigenen Geld-Gewohnheiten zu ändern, steht langfristigem finanziellen Erfolg nichts mehr im Wege. Zumindest wenn man sich der Ironie des Erfolgs bewusst wird. Und deren Fallstricke in weiterer Folge überwindet.

 

Wenn das Interesse zum Problem wird

Das Kernproblem: Sobald man sich für Geldanlage interessiert, interessiert man sich nun einmal für Geldanlage. Das bringt mit sich, – zumindest in den ersten Monaten und Jahren – dass man viel zu oft nachschaut, was denn die Märkte gerade so machen.

Selbst wenn man dieses Verhalten ganz bewusst vermeiden will, ist das gar nicht so einfach. Denn man wird (sei es durch TV, Print oder Social Media) ständig daran erinnert, dass gerade etwas Superwichtiges passiert ist. Berichtenswert sind in der Regel vor allem negative Nachrichten. Ein Beispiel gefällig? Gerne!

Interesse und Desinteresse
Das Leben ist manchmal nicht ganz fair.

 

Eine kurze Anmerkung noch: Ich bin kürzlich über einen meiner Artikel auf diesem Blog aus dem März 2018 gestolpert. Der Beitrag gefiel mir zwar grundsätzlich immer noch ganz gut, ich wollte ihn jedoch überarbeiten. Und zwar Absatz für Absatz. Daraus ist irgendwann eine komplette Runderneuerung mit neuer Kernaussage geworden. Deshalb habe ich beschlossen, den Artikel neu zu veröffentlichen. Das Beispiel im Artikel war glücklicherweise gut gewählt, auch wenn wir dafür eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit machen müssen. In meinem Artikel schrieb ich damals:

 

Der Preis der Facebook-Aktie steht seit dem jüngsten Datenskandal gehörig unter Druck. Das wissen mittlerweile selbst Uninteressierte. Denn Kurseinbrüche bei Aktien werden schnell zu News. Viel interessanter – für Anleger und Anlegerinnen – ist jedoch folgende Frage: 

Wie hat sich die Aktie eigentlich seit dem Börsenstart vor knapp 6 Jahren entwickelt? Tja, der Aktienkurs ist in den ersten Monaten nach dem IPO zunächst von 38 auf rund 15 US-Dollar gefallen. Danach ging es aber „relativ“ stark bergauf. Wie stark? Nunja, von 15 US-Dollar auf bis zu 190 US-Dollar. (Anmerkung September 2022: danach hat sich die Aktie noch einmal ungefähr im Wert verdoppelt, ehe sie in den letzten Monaten wieder deutlich gefallen ist)

Der Kurs hat sich mal so eben mehr als ver-ZWÖLF-facht.

Wer hat darüber berichtet? Niemand. Zumindest nicht explizit. Mit ein bisschen Aufwand könnte man es aber aus der Berichterstattung über die immer reicher werdenden Reichen ableiten. Denn Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Co werden ja genau deshalb immer reicher, weil die Beteiligungen an ihren Unternehmen immer weiter im Wert steigen.

 

Die Schwäche zur Stärke machen

Doch was hat das alles mit der eingangs erwähnten Ironie des Erfolgs zu tun? Als routinierter Börsianer entwickelt man mit der Zeit eine (unterschiedlich stark ausgeprägte) Gleichgültigkeit. Vor allem gegenüber den Kursentwicklungen einzelner Unternehmen. Diese Gleichgültigkeit entwickelt sich besonders schnell, wenn man breit aufgestellt in Aktienkörbe investiert. Und das ergibt durchaus Sinn, denn:

Während es einen Facebook-Aktionär natürlich stark interessiert, was in “seinem” Unternehmen (bzw. beim Aktienkurs) gerade so passiert, ist dies bei Anlegerinnen, die auf Hunderte oder gar Tausende Unternehmen gleichzeitig setzen, fast schon vernachlässigbar. Da man in den “Markt” investiert, fällt das Schicksal eines einzelnen Unternehmens ganz einfach nicht wirklich ins Gewicht.

Allen Börsen-Anfängern und Börsen-Anfängerinnen, die vielleicht gerade erst in den letzten Wochen gestartet haben, möchte ich drei Dinge mit auf den Weg geben.

 

  1. Herzlich Glückwunsch! Du hast alles richtig gemacht, indem du JETZT angefangen hast. Denn es wird kein besserer Zeitpunkt mehr kommen.
  2. Versuche die aktuellen Turbulenzen (wohin auch immer sie führen werden) so gut es geht zu ignorieren.
  3. Wenn du die aktuellen Turbulenzen nicht ignorieren kannst, dann mache dir bewusst, dass Kursrückgänge am Anfang der finanziellen Reise besonders wertvoll sind.

 

Kurze Anmerkung zu Punkt 3. Warum sind die Kursrückgänge gerade jetzt besonders wertvoll? Das hat zwei Gründe: Erstens leidet die bisher angesparte Substanz nur schwach (weil es absolut betrachtet – also in Euros – noch vergleichsweise kleine Beträge sind). 

Und zweitens führen niedrigere Kurse natürlich dazu, dass man mit dem gleichen Sparbetrag mehr Anteile erhält. Das ist besonders wichtig. Deshalb schauen wir uns jetzt an, warum das so ist.

 

Ein Beispiel: Mathematik vs. Psychologie

Jemand spart 50 Euro im Monat. Der besparte ETF/Fonds/Aktie hat einen Preis von 50 Euro. Entsprechend wird ganz genau 1 Fondsanteil pro Monat gekauft.

Nun fällt der Preis auf 25 Euro. Gespart werden weiterhin 50 Euro. Um diesen Betrag können nun aber 2 Fondsanteile (2 x 25 Euro = 50 Euro) gekauft werden.

Rein mathematisch betrachtet, wird niemand die Richtigkeit des oben stehenden Beispiels anzweifeln. An der Börse sind aber nicht die besten Mathematiker erfolgreich, sondern oftmals jene Personen mit den besten Nerven bzw. der meisten Geduld. Psychologisch ist es nämlich schwer, nach einem Kursrückgang von 50 Prozent weiter zu investieren. Und genau deshalb empfiehlt es sich, das Kaufen zu automatisieren. Am besten mit einem Sparplan.

 

Die Ironie des Erfolgs

Es klingt wie der pure Hohn, und trotzdem: Wer sich nicht für die Börse interessiert, bringt die besten Voraussetzungen mit, durch eben genau dieses Desinteresse langfristig an der Börse erfolgreich zu sein.

Der ideale Weg sieht damit folgendermaßen aus. 

Desinteresse
Klingt komisch, ist aber so.
  1. Interesse für die Börse entwickeln. 
  2. Sparplan einrichten. 
  3. Das Interesse an den Kursentwicklungen verlieren. 

 

Wer das schafft, wird langfristig durchhalten. Und er wird an der Börse erfolgreich sein. Ironie hin oder her.

 

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