Du bist, was du sprichst: Geld “verdienen” war gestern

Sprache
Sprache

Sprache ist wichtig. In Sachen Geld sogar besonders wichtig. Denn wie man spricht, so denkt man auch. Und genau das kann in finanziellen Angelegenheiten durchaus zum Problem werden. Stichwort: Glaubenssätze. 

Widmen wir uns gleich zu Beginn dem Thema Geografie. Einem entscheidenden Faktor: Denn je nachdem in welchem Sprachraum man aufwächst, kommt man nämlich – wortwörtlich – auf ganz unterschiedlichen Wegen zu Geld. Und das kann die persönliche Einstellung zum Thema Geld entsprechend beeinflussen. 

Schauen wir uns die Sache im Detail an.

 

Wir sind Diener

Im Deutschen ist die Sache klar. Geld wird hier ganz eindeutig “verdient”. Dieser Umstand wird gemeinhin auch gar nicht weiter hinterfragt. Ein Fehler. Denn genau das sollte man tun. 

Lassen wir es uns noch einmal auf der Zungen zergehen: Im Deutschen muss man also “dienen”, um zu Geld zu kommen. Kein Wunder, dass man von den meisten Menschen oft schräg angeschaut wird, wenn man sein Geld (zumindest teilweise) auf andere Weise erwirtschaftet. Etwa durch Vermietung oder Dividenden. 

Die Verwunderung der breiten Masse ist dabei durchaus nachvollziehbar:

 

Denn gedient – im herkömmlichen, deutschen Wortsinne – hat man in diesem Fall nämlich nicht, um zu Geld zu kommen. Vielmehr hat man sein Geld für sich arbeiten lassen

 

So weit so klar. Doch blicken wir nun über den Tellerrand.

 

Über Saat und Ernte

Die Englische Sprache bringt – wie üblich – eine großzügige Bandbreite an Vokabeln für ein und dieselbe Sache. Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: “to earn money”. Das Wort “earn” kann dabei auf verschiedene Weisen gedeutet werden. Siehe hierzu auch den Eintrag in einem bekannten Online-Wörterbuch

Klar, zunächst steht hier auch “verdienen”. Doch earn kann beispielsweise auch “erwerben”, “erwirtschaften” oder “eintragen” bedeuten. Gerade letzteres Wort ist dabei besonders schön. Denn hier entstehen Bilder im Kopf

 

Zunächst wird gesät, danach wird die Ernte “eingetragen”.

 

Darüber hinaus spricht man im Englischen auch gerne darüber Geld zu “machen”. Auch das ist ein schönes Wort. Schließlich impliziert dieses Wort, dass Geld “produziert” werden kann. In meiner Vorstellung produzieren vor allem Maschinen – und die laufen wiederum automatisch. Heißt: Man kann automatisiert Geld produzieren.

Das führt ganz unweigerlich dazu, an Daueraufträge (Automatisierung) und (ETF-)Sparpläne (Maschinen) zu denken. Oder?

 

Ich bin ein Gewinner

Setzen wir unsere Reise fort und begeben wir uns nach Frankreich. Dort wird nicht nur das Leben und guter Wein genossen, sondern Geld auch “gewonnen”. Konkret sagt man hier “gagner de l’argent”. Das bedeutet wörtlich so viel wie “Silber gewinnen”.

Das gefällt mir gleich doppelt. Zunächst wird aus unserem mittlerweile sehr abstrakten Geldbegriff etwas durchaus Konkretes. Nämlich ein Edelmetall. Und zum anderen wird Geld “gewonnen”. Wer fühlt sich da nicht gleich als Sieger, wenn er zu Geld kommt? Von schlechtem Gewissen keine Spur.

 

Sprache - Meme - 1
Sprache – Meme – 1

 

Das Beste daran: Man kann es doppelt deuten:

 

Also entweder gewinnt man das Geld ganz einfach (Glück). Oder man hat sich angestrengt und geht als Sieger hervor (Belohnung). Nicht übel.

 

Für die aufmerksamen Leser möchte an dieser Stelle in aller Kürze auf den feinen Unterschied zwischen VerDIENST und BeLOHNung hinweisen. Was davon hättest du lieber? Bei mir ist die Sachlage klar, da muss ich nicht “lohn-ge” nachdenken.

 

Kreative Italiener

Abgesehen von ihrer überschwenglichen Liebe zur Pizza teilen US-Amerikaner und Italiener auch ihre Denkweise zum Thema Geld. In bella italia sagt man nämlich “fare cassa”. Also Geld machen.

Anderes Wort für machen? Kreieren. Schlussfolgerung:

 

Wer kreativ ist, dem wird das Geld nur so zufließen. Eine schöne Vorstellung.

 

Bleiben wir der Vollständigkeit halber noch kurz im Süden. Bei den Spaniern sagt man “ganar dinero”. Also so wie auch die Franzosen. Schöne Sache!

 

Fazit

Man darf die Macht der eigenen Glaubenssätze niemals unterschätzen. Wenn man sprachlich darauf gepolt ist, dass Geld verdient werden muss, hat man ein Problem. Womöglich ist man sogar der Meinung, dass Geld jedenfalls “hart” oder “schwer” verdient sein muss.

 

Da fällt es einem natürlich umso schwerer, sein Geld in vermeintlich riskante Anlagemöglichkeiten zu stecken. Selbst wenn diese nachweislich langfristig deutlich einträglicher sind, als beispielsweise das Sparbuch oder der Bausparvertrag.

 

Doch wie kann man das Sprachproblem nun überwinden

 

Sprache - Meme - 2
Sprache – Meme – 2

 

Zum einen, indem man sich den Umstand bewusst macht, dass Sprache Gedanken formt. Hat man das erst einmal verstanden, geht es darum Veränderungen im Sprechen und Denken einzuleiten.

Am besten indem man sein Vokabular anpasst. In diesem Sinne. Ich kümmere mich jetzt darum, mir zu überlegen, wie ich Silber gewinnen kann. Au revoir! Bis zum nächsten Mal!

 

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