Es ist zwar selten eine gute Idee: Aber im Zweifel hält man sich in finanziellen Angelegenheiten nur allzu oft an die Empfehlungen von Vater Staat. Mal schauen, was dieser in Sachen Taschengeld so zu sagen hat.
Eines traue ich mich zu behaupten: Die Leser dieses Blogs legen großen Wert auf autonome finanzielle Entscheidungen. Diese trifft man in aller Regel, indem man versucht, sich ein möglichst umfassendes Bild über den jeweiligen Ist- und Soll-Zustand zu machen.
Im konkreten Fall geht es um das Thema Taschengeld. Und da kann ein Blick auf staatlichen Empfehlungen ja nicht schaden. Legen wir also los.
Taschengeld-Empfehlung: Österreich
Als Wiener möchte ich mit den “österreichischen Empfehlungen” beginnen. Im Grunde reicht ein Blick auf die unten stehende Tabelle. Das rot-weiß-rote Modell wäre natürlich kein österreichisches, käme es ohne raumfüllende “Von-Bis-Bereiche” aus. (Quelle: https://www.oesterreich.gv.at/themen/jugendliche/jugendrechte/2/Seite.1740306.html)
Dementsprechend liegen die Werte in gewissen Altersklassen mehrere Hundert Prozent auseinander (siehe Alter 6 und 7). Das wird mit zunehmenden Alter zwar besser, aber leider zu keiner Zeit wirklich gut. Schließlich liegen die niedrigste und höchste Empfehlung selbst für 18-jährige noch 60 Prozent auseinander. Eine echte Orientierungshilfe sieht anders aus.
Als Österreicher (der mit dem allgegenwärtigen Unpräzisen aufgewachsen ist) neige ich dazu, diese Schwammigkeit durchaus auch als Flexibilität zu sehen.
Doch schauen wir nun auf die Deutschen. Die können das doch sicher besser, oder?
Taschengeld-Empfehlung: Deutschland
Das deutsche Modell (die Empfehlungen stammen vom Jugendamt, siehe: https://www.taschengeldtabelle.org/) beginnt im Gegensatz zum österreichischen schon für die Altersklassen ab vier Jahren. Das ist durchaus positiv zu bewerten, schließlich kann die finanzielle Ausbildung von Kindern (und dafür ist das Taschengeld ja schließlich auch da) sicherlich schon vor der Einschulung beginnen.
Im Gegensatz zum österreichischen Modell ist die Bandbreite der Empfehlung deutlich kleiner. Sie liegt zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd bei 100 Prozent oder mehr.
Das macht die Empfehlungen zwar einerseits deutlich klarer aber andererseits auch weniger flexibel als im österreichischen Modell.
Vergleichsweise niedriges Taschengeld
Im Gegensatz zum britischen Ansatz (siehe hierzu: https://michaelplos.com/uncategorized/taschengeld-konzepte-der-britische-ansatz/) liegen die Empfehlungen für die Taschengeldhöhe in Deutschland und Österreich zunächst deutlich geringer.
Erst im späteren Teenager-Alter schließen die beiden zu den Briten auf. Dieser Umstand ist grundsätzlich neutral zu werten. Schließlich ist viel Taschengeld ja nicht gut und wenig Taschengeld schlecht (und vice versa).
Im Vergleich zum britischen Modell zeigt sich aber, dass die deutsch/österreichischen Ansätze deutlich “komplexer” sind. Insbesondere die österreichischen Richtwerte (mit ihren Spannweiten vom bis zu Vierfachen) sind geradezu lächerlich flexibel gestaltet.
Entscheidende Schwäche
Wie auch der britische Ansatz weisen die österreichischen und deutschen Taschengeld-Empfehlungen einen entschiedenen Schwachpunkt auf. Sie haben keine flexible Komponente. Lediglich das Alter entscheidet, wie hoch das Taschengeld ausfallen soll.
Zwar können Kinder und Jugendliche in all diesen Modellen autonom mit ihrem Geld umgehen lernen (was positiv ist). Und vermutlich wird auch das Einteilen des Geldes irgendwie en passant mitgenommen.
Allerdings bieten die Modelle für die Taschengeld-Empfänger keinerlei Möglichkeit Praxiserfahrung dafür zu sammeln, dass sich Konsumverzicht lohnt. Und das ist ein Kardinalfehler (https://de.wikipedia.org/wiki/Kardinalfehler).
Fazit
Für mich persönlich ist aufgrund der oben erwähnten Schwäche weder das österreichische, noch das deutsche oder britische Modell wirklich praxistauglich. Meinen Kindern Geld zu geben, dass sie das ausgeben können, ist für mich deutlich zu kurz gegriffen. Taschengeld ist und kann viel mehr. Das werden wir schon bald feststellen können.
Denn es geht auch besser. Und so wird das nächste Taschengeld-Modell, das ich in meinem Blog vorstellen werde, einen völlig anderen Ansatz verfolgen als die bisherigen. Viel mehr will ich nicht verraten.
Nur so viel: Der Urheber ist bekannt für seinen Bart.
Ich hab ja auch Jahrelang in Deutschland Taschengeld vom Staat bekommen.
Das TG war vom Jugendamt zu Jugendamt unterschiedlich. Zusätzlich bekam man, wenn man in einem Kirchlichen Heim war, meist noch ein TG zuschuss von der Kirche (das waren die Snops unter den Heimkindern, haben immer ein zwei Euros pro Monat mehr bekommen)
Ja das mit den Konsumverzicht sehe ich auch so.
Bei mir war das im Expliziten Fall sogar so, dass ich zum Konsum gezwungen worden bin. Weil ich halt viel Geld auf dem Konto gespart hatte. Aber kein Sinn darin sah es jetzt für etwas auszugeben. Da ich schon alles hatte.
Also wurde man geschwind ins Büro gerufen, hatte regelrecht einen Einlauf bekommen. Wurde solange auf das Zimmer geschickt, bis mir etwas einfiel, wofür ich sparen sollte. Der Maschinist hat das in seiner Podcastfolge super erklärt wie man das Lösen könnte.
Ich habe mich herausgewunden, indem ich jeden Monat einen Teil des Geldes Abgehoben hatte und mit mir geführt hatte.
Und Weihnachten war die Reinste enteignung. Man musste sich was Wünschen. Die Betreuer besorgten dann was für einen, bezahlen musste man es aber selbst. Und das ist echt nicht cool zu sehen, wenn man sich z.B. USB Stick für 5€ Wünscht und dann die Rechnung von 47,90€ sieht.
Dir alles gute!
Gruß,
Pascal