Das ging schnell. Die ersten sechs Monate des Jahres sind schon wieder vorbei. Zwar gibt es auf der Welt weiterhin die eine oder andere neue Katastrophe. Im Vergleich zu den Vorjahren fallen diese bisher aber geradezu milde aus. Damit steht Zeit zum Nachdenken zur Verfügung. Oder besser gesagt: zum Überdenken.
Um es kurz zu machen. Ich bin nicht sicher, ob meine aktuellen Ziele auch tatsächlich meine derzeitigen Prioritäten abdecken. Das bedeutet aber nicht, dass mir meine sportlichen, finanziellen und Bildungs-Ziele plötzlich nicht mehr wichtig wären.
Das Gegenteil ist der Fall. Alle drei Säulen sind für mich weiterhin ganz zentral. Doch eines ist auch klar:
Um sie messen zu können, musste ich meine Ziele bei ihrer Festlegung in Zahlen gießen.
Der Fokus aufs Quantitative ist grundsätzlich auch gut so, blieb aber nicht ohne Folgen. Schauen wir uns diesbezüglich zum besseren Verständnis zunächst die sportlichen Ziele an.
Qualität vs. Quantität
Im Bereich Sport habe ich im letzten halben Jahr massive Fortschritte gemacht. Ich bin seit vielen Monaten völlig schmerzfrei und eile nach über 15 Jahren Krafttraining bei den wichtigen Grundübungen (Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken) von persönlicher Bestleistung zu persönlicher Bestleistung.
In meinen Zielen spiegelt sich diese für mich beachtliche qualitative Verbesserung aber in keiner Weise wider. Zur Jahres-Halbzeit stehe ich mit insgesamt 85 sportlichen Aktivitäten zwar auch quantitativ gut dar. Aber im Vergleich zu den Vorjahren, wo ich mein Jahresziel von 150 Sporteinheiten ebenfalls (so gut wie) immer erreicht habe, erlebe ich hier einfach eine massive Qualitätssteigerung.
Mir drängen sich daher zwei Fragen auf.
- Wie kann ich den qualitativen Aspekten beim Sport Rechnung tragen?
- Wie kann ich qualitative Aspekte in meine beiden anderen Ziel-Bereiche (Bildung und Finanzen) integrieren?
Diesen beiden Fragen werde ich im nächsten Halbjahr auf den Grund gehen.
Ich brauche meine Ziel nicht mehr
Darüber hinaus ist mir ein weiterer zentraler Punkt aufgefallen: Ich denke, dass die Erhebung und Dokumentation meiner Ziele in den letzten Jahren mittlerweile dazu geführt hat, dass ich sie aus rein quantitativer Sicht eigentlich gar nicht mehr brauche.
Heißt: Ich bin der festen Überzeugung, dass ich genauso oft Sport machen würde wie jetzt, wenn ich meine Aktivitäten nicht dokumentieren würde.
Dass ich sämtliche sportlichen Aktivitäten mit meiner Apple Watch aufzeichne, aber noch nie einen Blick in die Auswertung geworfen habe, ist ein starker Indikator dafür, dass das tatsächlich so ist.
Ähnlich stellt sich die Situation bei meinen finanziellen Zielen und bei meinen Weiterbildungszielen dar.
Achtung: Langweilig
Ein weiterer Aspekt, warum ich im zweiten Halbjahr meine Ziele überdenken werde, liegt im Entertainment-Faktor. Nichts ist langweiliger als jemand, der darüber schreibt, dass er ständig all seine Ziele erreicht. Behalte ich meine Ziele nun bei, bringt mich das in ein Dilemma.
Denn solange ich direkten Einfluss darauf habe, meine Ziele zu erreichen, wird das in der Regel auch passieren.
Wenn ich meine Ziele jedoch so definiere, dass ich keinen direkten Einfluss auf ihre Erreichung habe, ist das zwar vielleicht unterhaltsamer. Aber eben definitionsgemäß ein schlechtes Ziel. Zur Erinnerung: Ziele sollen SMART sein. Und das M steht für Messbar.
Auch hierüber werde ich in den nächsten sechs Monaten nachdenken.
Alle Ziele erreicht
Der Vollständigkeit halber wollen wir dennoch einen Blick auf die Zahlen werfen. In Sachen Sport waren es wie erwähnt, insgesamt 85 Einheiten. Vor allem Kraftsport, aber auch Skifahren, Ergometertraining und eine Gewaltwanderung inklusive fünf Tagen Muskelkater.
Wie sieht es in Sachen Weiterbildung aus? Ich habe im ersten Halbjahr 67 Bücher gehört oder gelesen. Davon vier doppelt und eines dreifach. Es war aber nicht nur quantitativ ein gutes Bücher-Halbjahr, sondern auch qualitativ (hier ein klarer Buch-Tipp). Ich hoffe, dass daraus die eine oder andere Buchbesprechung im zweiten Halbjahr folgen wird.
Die Steigerung zum Vorjahr hängt damit zusammen, dass ich mein Trainingspensum erhöht habe. Und ich während der Cardio- und Gymnastikeinheiten Hörbücher höre.
Die Finanzen sind langweilig wie immer. Ich habe alle Sparpläne weiterlaufen lassen. Ich habe keinen Sparplan auch nur um einen Euro gesenkt. Und ich habe jeden Cent, den ich als Ausschüttung bekommen habe, reinvestiert. Meine Sparquote konnte ich trotz Inflation leicht steigern.
Fazit
Das verbleibende Halbjahr 2023 werde ich wie oben beschrieben dazu nutzen, mir neue Ziele zu auszudenken. Die alten Ziele werden aber inoffiziell jedenfalls weiterbestehen. Denn ich werde weiterhin meinen sportlichen Plan verfolgen. Jedes Sachbuch lesen, das mir in die Hände fällt und mich strikt an meinen finanziellen Plan halten.
Um der Sache ein bisschen mehr Würze zu geben, werde ich vielleicht mal die eine oder andere Challenge durchführen.
Ich denke dabei etwa an einen Monat, wo ich ausschließlich ein einziges (sehr gutes) Buch lesen/hören darf. Da müssten sich ohne weiteres fünf bis zehn Durchgänge ausgehen.
Vielleicht hat ja jemand einen Buchtipp für mich? Ich persönlich denke momentan spontan an Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman.
Vergleichen: Immer mit mir selbst
Eine Sache noch: Wenn es darum geht, mit wem ich mich vergleiche, dann lautet die Antwort stets: Mit mir selbst. Man muss mit Jordan Peterson nicht immer einer Meinung sein. Aber hier gebe ich dem streitbaren Mann in einem Punkt sehr gerne Recht: Den Blick von anderen abzuwenden und auf sich selbst zu lenken, ist in Sachen Selbstwirksamkeit und unbezahlbar guter Ratschlag (siehe hierzu auch die hedonistische Tretmühle überwinden).
Pingback: 2023: Das Jahr, in dem ich meine finanzielle Ziele verfehlte | michaelplos.com