Morgan Housel ist einer der großen Finanz-Autoren unserer Zeit. Zumindest wenn man sein Erstlingswerk “Über die Psychologie des Geldes” als Maßstab heranzieht. Housel beherrscht die Kunst, komplexe Sachverhalte in einfache Worte zu gießen, wie kaum ein anderer.
Wäre der Buch-Titel “Die Kunst, über Geld nachzudenken” nicht schon durch den großartigen André Kostolany vergeben gewesen – es wäre der perfekte Titel für “Über die Psychologie des Geldes” gewesen.
Ein Buch, wie ein Schlag in die Magengrube
Denn kaum ein Buch regt dermaßen zum Nachdenken an wie Morgan Housels Meisterwerk. Doch wer ist Morgan Housel? Dazu habe ich diesmal nicht Google befragt, sondern ChatGPT:
Morgan Housel ist ein US-amerikanischer Finanzjournalist, Autor und Investor. Er hat für verschiedene renommierte Publikationen wie The Wall Street Journal und The Motley Fool geschrieben. Housel ist besonders für seine Fähigkeit bekannt, komplexe finanzielle Konzepte auf verständliche Weise zu erklären.
Bildquelle: https://twitter.com/morganhousel/photo
Rund 100 Sachbücher lese ich jedes Jahr. Und ich kann dem finalen Satz von Chat GPT nur zustimmen. Kaum ein Buch hat bei mir in den letzten Jahren so viel Eindruck hinterlassen, wie Über die Psychologie des Geldes. Wie man im Fachjargon der Boxer sagen würde, hat mir Morgan Housel einen Wirkungstreffer verpasst. Und ich will natürlich auch verraten, warum ich das so empfinde.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Als Leser von Finanzliteratur hat man oft den Eindruck, dass diese Bücher ausschließlich deshalb geschrieben werden, damit Fachleute ihre Expertise weitergeben. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Denn man will ja, dass Autoren genau wissen, wovon sie schreiben.
Und dennoch gibt es ein zentrales Problem: Die meisten Fachbücher unterhalten ihre Leser nicht. Das hat Konsequenzen: So werden (zu) viele Bücher nicht bis zum Ende gelesen. Und wenn sie bis zum Ende gelesen werden, stellt sich eine Frage:
Habe ich die Lektüre genossen? Falls die Antwort nein ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit etwas Konstruktives mitzunehmen Richtung null.
Morgan Housel schafft es in seinem (nicht übertrieben umfangreichen) Buch Leserinnen und Leser zu fesseln. Sein Werk ist eine Sammlung von vermeintlich voneinander unabhängigen Geschichten. Doch sie alle haben eine gemeinsame Message. Sie enthalten durch die Bank Lektionen über Geld.
Ein Buch als Augenöffner
Es gibt im Leben kaum etwas Schöneres als Aha-Erlebnisse. Sei es eine Tätigkeit, die man gerade lernt und plötzlich beherrscht, eine unerwartete Wendung in einem Film oder eben eine Erkenntnis, die man durch das Lesen eines Sachbuchs macht.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum Die Psychologie des Geldes so überzeugen kann. Ich hatte zahlreiche Aha-Erlebnisse. Und ich will natürlich auf ein paar Beispiele eingehen.
Geld ist Kunst
Ich habe in diesem Blog bereits über Ronald Read geschrieben. Anhand dieser spannenden Lebensgeschichte leitet Morgan Housel in sein Buch ein. Er stellt schon vorab klar:
Der gute Umgang mit Geld ist keine strikte Wissenschaft. Es ist gewissermaßen eine Kunst.
Niemand wird erwarten, dass ein Laie zu einem Weltklasse-Piloten oder Chirurgen werden kann. Dazu braucht es neben einer langjährigen Ausbildung auch sehr viel Talent, Fleiß und Übung. Doch beim Geld ist das anders.
Morgan Housel fasst zusammen:
“Guter Umgang mit Geld hat nur wenig Intelligenz zu tun. Dafür aber viel mit klugem Verhalten.”
Das Leben ist kein Excel-Sheet
So hält der Autor im Laufe seines Buches auch fest, dass das Leben keine Tabellenkalkulation ist. Was er damit meint: Finanzfragen sind nicht immer mathematische Probleme. Sie sind nichts Regelgebundenes wie die Physik. Denn über Physik lässt sich nicht streiten. Sie folgt Gesetzen.
Beim Geld spielen andere Faktoren eine Rolle. So ist jeder von uns geprägt durch sein persönliches Erleben. Housel sagt:
“Wir alle – du, ich, jedermann – wandeln mit radikal unterschiedlichen Ansichten über Geld durchs Leben”.
Zwei schöne Gedanken zum Abschluss
Die Erkenntnis, dass jeder Mensch das Thema Geld durch seine eigene Brille betrachtet, bedeutet jedoch nicht, dass es keine allgemeingültigen Regeln gäbe.
Denn die gibt es. Zwar ist das persönliche Glück individuell – so macht jeden von uns etwas anderes glücklich. Und dennoch wird jeder zustimmen, wenn man sagt:
Selbstbestimmung über die eigene Zeit ist etwas Erstrebenswertes.
Für Morgan Housel ist es gar “die größte Dividende überhaupt”.
Die zweite schöne Lektion, die ich hier exemplarisch hervorheben will, ist für mich Housels Definition von Vermögen. Vermögen sei nämlich das, was man nicht sieht. Die Autos, die man nicht kauft. Die Juwelen, die man nicht hat.
Housel erklärt: “Alle Menschen wollen gemocht und respektiert werden.” Das geht dir und mir vermutlich nicht anders. Doch Housel ergänzt: “Dies erwirbt man aber nicht, indem man sich mit Luxusartikeln eindeckt. Frage dich einfach: Wofür magst und respektierst du andere?”
Vermutlich lautet die Antwort: Weil ich gerne Zeit mit diesen Menschen verbringe und mit ihnen über alles reden kann. Wenn du auch über Geld reden können willst, wie kaum jemand anderer, dann kann ich die Über die Psychologie des Geldes nur wärmstens empfehlen. Es ist eine selten 10/10.
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