Warren Buffett über Finanzbildung: Diesen Fehler sollten Eltern unbedingt vermeiden! 

Trauriges Kind
© Greyerbaby / pixabay

Schon lange bevor Warren Buffett zum CEO von Berkshire Hathaway wurde, startete die Investment-Legende eine Handvoll kleiner Unternehmungen. So kaufte er im Alter von nur sechs Jahren beispielsweise Six-Packs Coca-Cola um 25 Cent und verkaufte dann jede Dose um 5 Cent weiter. Außerdem verkaufte er Magazine und Kaugummi an Haustüren. Den dafür nötigen Geschäftssinn hatte er dabei nicht zuletzt seinem Vater zu verdanken.

Entsprechend gab Warren Buffett in einem Interview mit CNBC im Jahr 2013 zu Protokoll: “Mein Vater war meine größte Inspiration”. Das war nicht nur als Huldigung an seinen Herrn Papa gemeint. Vielmehr betonte der Star-Investor damit, wie wichtig die Rolle der eigenen Eltern in Sachen Finanzbildung allgemein ist.

 

“Was ich von ihm bereits in jungen Jahren gelernt habe, war, schon früh die richtigen Gewohnheiten zu entwickeln. Das Sparen war eine besonders wertvolle Lektion.”

 

Gefragt, was denn der größte Fehler von Eltern wäre, wenn sie ihre Kindern den Umgang mit Geld beibringen wollen, sagte der Milliardär: “Manchmal warten Eltern bis ihre Kinder 10 Jahre oder älter sind, bevor sie damit beginnen mit ihnen über Geld zu sprechen. Dabei könnten sie schon im Vorschulalter beginnen”

Ja, ihr habt richtig gelesen. Im Vorschulalter. Das ist etwas, das ich übrigens auch selbst empfehle (Artikel: Die finanzielle Grundausbildung meines Sohnes begann im Alter von 5 Jahren).

 

Zeit als Faktor

Die Faktenlage “pro frühe Finanzbildung” ist erdrückend: So wissen Forscher heute, dass rund 80 Prozent des Hirnwachstums bereits bis zum Alter von 3 Jahren stattgefunden hat. Eine Studie der Cambridge University zeigt, dass Kinder grundlegende Geldkonzepte schon im Alter von drei bis vier Jahren verstehen. Und jetzt wird es besonders spannend: Bis zum Alter von 7 Jahren haben sich in den meisten Fällen die grundlegenden Konzepte für künftiges finanzielles Verhalten entwickelt. Also wenn das kein Ansage und damit ein Auftrag an Erziehungsberechtigte ist.

“Die meisten Eltern wissen bereits, wie wichtig es ist, Kindern Geld und den richtigen Umgang damit beizubringen”, gesteht Buffett dem Gros der Erziehungsberechtigten zu. Bloß, es gibt einen Unterschied, ob man etwas weiß – oder ob man auch entsprechend tätig wird.

In einer Umfrage aus dem Jahr 2018 von T. Rowe Prince – die Antworten von insgesamt 1.014 Eltern (von Kindern zwischen 8 und 14 Jahren) und mehr als 1.000 jungen Erwachsenen (im Alter von 18 bis 24 Jahren) umfasst – gaben nur 4 Prozent der Eltern an, dass sie mit ihren Kindern vor dem Alter von 5 Jahren über Geld gesprochen haben.

30 Prozent der Eltern begannen die Finanzbildung für ihre Kinder gar erst im Alter von 15 Jahren oder noch später. 14 Prozent sagten, dass Finanzbildung überhaupt nie am Programm stand. Ernüchternde Zahlen. Doch es geht auch anders.

 

Was Buffett seinen Kindern beibrachte

Im Jahr 2011 half Warren Buffett dabei eine Kinder-Animationsserie mit Namen Secret Millionaire´s Club zu starten. Warren Buffett selbst spielte ebenfalls mit – als Mentor für eine Gruppe von Studenten. Die Serie umfasst insgesamt 26 Folgen, von denen jede eine finanzielle Lektion beinhaltet. Zum Beispiel wie eine Kreditkarte funktioniert, oder warum es wichtig ist, aufzuzeichnen, wofür man sein Geld ausgibt.

“Ich habe all meinen (drei) Kindern jene Lektionen gelehrt, die auch im Secret Millionaires Club vorgestellt wurden”, so Buffett zu CNBC. “Es sind einfache Lektionen, die sowohl für das Geschäftsleben als auch für das normale Leben gelten.”

Wer sich jetzt ein Bild machen will, kann viele der angesprochenen Lektionen auf YouTube ansehen. Ich finde es jedenfalls sehr nett gemacht. (hier die Verlinkung zum entsprechenden YouTube-Kanal)

Wer keine Zeit für Videos hat: Hier eine kleine Reihe von Lektionen der Serie, gemeinsam mit Tipps von Buffett, wie man diese seinen Kids beibringt 

 

  1. Wie man ein flexibler Denker wird

Das Ziel dieser Lektion ist, dass man seine Kinder dazu bringt, nicht aufzugeben, nur weil etwas beim ersten Mal nicht funktioniert hat. Die Fähigkeit kreativ und “outside the box” (also außerhalb der ausgetretenen Pfade) zu denken, kann sich bei späteren finanziellen Herausforderunge noch als nützlich erweisen.

 

Praxis-Ideen:

  • Gehen Sie mit Ihren Kindern in ein Kunstmuseum und diskutieren Sie die unterschiedlichen Stile der Gemälde. Laden Sie ihre Kinder danach dazu ein, selbst etwas zu malen. Lassen Sie ihre Kinder darüber nachdenken, welche Werkzeuge  man für das Malen – abgesehen von Pinseln – benutzen kann (etwa Schwämme, Baumwollpads oder einfach die Finger.

 

  • Führen Sie Ihrem “Haushaltsmüll” einen neuen Zweck zu, indem Sie ihre Kinder bitten alten Dingen eine neue Aufgabe zu geben (z.B.: Flaschenverschlüsse zu sammeln, um Mühle zu spielen, oder alte Müsliboxen als Magazinhalter). Das wird Ihren Kindern dabei helfen kritisch nachzudenken, Geld zu sparen und die Umwelt zu schützen. Und zwar alles gleichzeitig.

 

2. Wie man beginnt Geld zu sparen

Wie Ben Franklin schon sagte: “Ein gesparter Penny ist ein verdienter Penny”. Um Kindern beizubringen, wie man mit Geld umgeht, ist es wichtig für sie zu verstehen, dass es einen Unterschied zwischen “Gewünschtem” und “Gebrauchtem” gibt.

 

Praxis-Ideen:

  • Geben Sie jedem Kind zwei große “Geld-Gläser”. Eines dient für Erspartes, das andere beinhaltet das Geld zum Ausgeben. Jedes Mal wenn ihre Kinder Geld bekommen (Geschenke, Belohnungen, wenn Sie den Nachbarshund Gassi führen), fragen Sie ihre Kinder, wie sie das Geld aufteilen wollen. In das Glas fürs Sparen oder fürs Ausgeben?

 

  • Lassen Sie Ihre Kinder eine Collage mit Fotos aus Magazinen zusammenstellen. Fünf bis zehn Dinge, die sie gerne kaufen wollen. Gehen Sie die Dinge dann mit den Kindern durch und definieren Sie, was “Gewünschtes” und was “Gebrauchtes” ist. (Spielzeug gehört zu Gewünschtem, ein neuer Rucksack etwas Gebrauchtes).

 

3. Wie man zwischen Preis und Wert unterscheidet

Viele von uns werden sich in folgendem Punkt schuldig bekennen müssen: Nämlich wenn es darum geht, für ein Paar Schuhe oder ein Stück Technik von einer coolen Marke mehr zu bezahlen, als für ein vergleichbares No-Name-Produkt, dass im Grunde denselben Zweck erfüllt.

Klingt, als ob man in eine Marketingfall getappt wäre. Doch daraus lassen sich auch zwei wichtige Dinge lernen, die man seinen Kindern vermitteln kann: 1) Wie wollen Werber uns dazu bringen, ihre Produkte und Dienstleistungen zu kaufen? 2) Wofür lohnt es sich etwas (mehr) zu bezahlen? Und wofür nicht?

 

Praxis-Ideen:

  • Machen Sie eine Liste mit Produkten, die Sie im Supermarkt kaufen wollen. Schauen Sie dann gemeinsam mit ihren Kindern die Wurfsendungen, Zeitungsinserate und Online-Aktionen durch, um zu sehen, welches Geschäft gerade den besten Deal für ein bestimmtes Produkt hat.

 

  • Suchen Sie gemeinsam mit ihren Kindern ein Magazin aus und bestimmen sie danach eine Werbung, die sie analysieren wollen. Fragen Sie ihre Kinder: Was wird hier verkauft? Welche Nachricht will diese Werbung vermitteln? Worauf springen Ihre Kinder in dieser Werbung an? Welche Gefühle löst die Werbung bei den Kinder aus? Wie versucht die Werbung, ihre Kinder zum Kaufen zu bewegen?

 

4. Wie man gute Entscheidungen trifft

Der Schlüssel, wenn es darum geht gute Entscheidungen zu treffen, liegt darin zu erkennen, dass (und wie) verschiedene Entscheidungen unterschiedliche Ergebnisse herbeiführen. Wie wir gleich sehen werden, klingt das komplizierter als es ist.

 

Praxis-Ideen:

  • Buffett schlägt vor gute Entscheidungsfindungs-Fähigkeiten zu “modellieren”. Also mit den Kids darüber zu sprechen, wie Sie Entscheidungen treffen, während Sie diese treffen. Außerdem sollte man darüber reden, dass Entscheidungen einen Dominoeffekt auslösen können. Ein Beispiel: “Wir wollen einen neuen Fernseher kaufen. Doch unsere Klimaanlage ist gerade kaputt und wir müssen sparen, um uns die Reparatur leisten zu können. Wenn wir das nicht tun, wird es im Sommer viel zu heiß. Erst wenn die Klimaanlage repariert wurde, können wir also darüber nachdenken einen neuen Fernseher zu kaufen”.

 

  • Helfen Sie ihren Kindern dabei die Fähigkeit zu entwickeln gute Entscheidungen zu treffen und Geld zu sparen. Vielleicht gibt es ja eine DVD (oder BluRay bzw. UHD), die ihre Kinder kaufen wollen. Fragen Sie ihre Kinder, ob sie diese DVD wirklich brauchen, oder ob man sich diesen Film nicht auch ausleihen könnte (aus der Bibliothek, bei Freunden etc.)

 

Es ist nie “zu früh”

Wenn man seinen Kindern den Weg für eine erfolgreiche Zukunft ebnen will, kann man gar nicht früh genug damit beginnen ihnen gesunde finanzielle Gewohnheiten anzueignen. 

 

“Es ist niemals zu früh”, sagte Buffett in einer Frage und Antwort Stunde mit Yahoo Finance im Jahr 2013.

“Ob es darum geht den Kindern den Wert eines Dollars beizubringen, den Unterschied zwischen Gewünschte oder Gebrauchtem, oder den Wert des Sparens. All dies sind Dinge, mit denen Kindern schon sehr früh konfrontiert sein werden. Deshalb ist es wichtig, dass sie es verstehen”.

 

Fazit

Ich habe mich bei diesem Beitrag ganz eng an einem Artikel orientiert, der auf CNBC erschienen ist. Mir war dabei durchaus bewusst, dass die Lektionen einen gewissen Schwerpunkt auf die USA setzen. Dennoch hat mir der Artikel sehr gut gefallen. Und zwar nicht nur weil Warren Buffett in aller Regel nur schlaue Dinge von sich gibt.

Aber vor allem auch deshalb, weil man erkennt, dass in den kleinen Dingen viel Kraft liegt. Vieles, was uns als Eltern selbstverständlich erscheint, kann zu tollen Lektionen für die eigenen Kinder werden. Außerdem sind hier Denkanstöße formuliert worden, die für verschiedenste Altersklassen anwendbar sein können.

Ich persönlich konnte jedenfalls einiges mitnehmen. Und das wollte ich meinen treuen Lesern nicht vorenthalten. Ich hoffe, ihr habt die Lektüre genauso genossen wie ich.

 

Quellen:

https://www.cnbc.com/2019/07/30/warren-buffett-this-is-the-no-1-mistake-parents-make-when-teaching-kids-about-money.html

https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/779

https://www.hiki.ch/hiki-wiki/hirnverletzung/artikel/gehirn#:~:text=W%C3%A4hrend%20ein%20erwachsenes%20Hirn%20rund,1000%20Gramm%20im%20dritten%20Lebensjahr.

https://en.wikipedia.org/wiki/Secret_Millionaires_Club

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Gerade als Vater von 5-jährigen Zwilligen kann ich sagen: VIELEN DANK!

    Nicht nur dafür, dass Du eine Lanze für frühe Finanzbildung brichst. Sondern v.a. auch dafür, dass du sehr praktische Tipps, wie man es anpacken kann, gibst!

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