Können vs. Glück: Warum man Crash Propheten nicht vertrauen darf

Vertrauen
Beim Geld ist es wie beim Klettern. Man vertraut am besten auf sich selbst.

 

Jeder kennt Warren Buffett und Charlie Munger. Sie gehören zu den erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Zu den Rockstars der Finanzwelt zählen sie aber nicht. Denn sie haben nie einen Crash punktgenau prognostiziert, wie es etwa Michael Burry in der Subprime-Krise getan hat.

Viele Finanz-Interessierte kennen den grandiosen Film The Big Short (mit dem grandiosen Christian Bale in der Rolle von Michael Burry), der auf dem grandiosen Buch The Big Short von Michael Lewis basiert.

Michael Burry und Christian Bale
Links: Michael Burry / Rechts: Christian Bale als Michael Burry

 

Doch warum kommt dieser Film, der ja ein sehr spezielles/trockenes Thema behandelt, dennoch bei einem so großen Publikum dermaßen gut an? Weil hier ein hochintelligenter Mann porträtiert wird, der gegen alle Widerstände als scheinbar einziger die riesigen Probleme erkennt. Und entsprechend handelt. Am Ende behält er recht und “gewinnt”. Wir – das Publikum – lieben solche Geschichten. Vermutlich mehr als wir sollten.

 

Das Was und das Wann

Genau deshalb ist Michael Burry seit rund 15 Jahren ein Rockstar. Dementsprechend neigen viele dazu, ihn auf ein Podest zu heben. Zurecht? Tja, er ist zweifelsfrei hochintelligent. Doch daraus ergibt sich für uns der folgende (Trug-)Schluss: 

 

Wer dank seiner überlegenen kognitiven Fähigkeiten als einziger die Subprime-Krise vorhergesehen hat, der wird auch die kommenden Krisen prognostizieren können.

 

Nun sind seit der Finanzkrise 2008/09 einige Jahre ins Land gezogen. Und Michael Burry – auch dank seiner damaligen mutigen Handlungen mittlerweile mehrere hundert Millionen Dollar schwer – wird nicht müde, ständig neue Krisen auszurufen. Bloß, mit keiner seiner weiteren Prognosen hatte er recht.

 

Recht haben heißt in diesem Zusammenhang übrigens, dass man nicht nur das Was vorhersagt, sondern auch das Wann. Doch genau das spielt an der Börse eine elementare Rolle. Ohne das richtige Timing hätte Michael Burry niemals seine immense Popularität erreicht. Wäre die US-Immobilien-Blase zwei Jahre später geplatzt, wäre Burry beim Warten wohl pleite gegangen.

 

Ein Mann mit einem Hammer…

Wie schon erwähnt, ruft Michael Burry mittlerweile regelmäßig den Weltuntergang an den internationalen Finanzmärkten aus. Das wäre auch bestens auf Twitter dokumentiert, würde er nicht ständig seine Tweets oder gar seinen Account löschen, weil die düsteren Prognosen nicht eintreten. Doch warum liegt Michael Burry plötzlich ständig falsch? Dafür gibt es wohl eine ganze Reihe von Gründen. Wir betrachten drei davon.

Erstens: Wenn man eine sehr große Menge Geld, durch eine sehr spezifische Chance, in einer sehr kurzen Zeit gemacht hat, dann neigt man dazu, immer wieder nach solchen “sehr spezifischen Chancen” zu suchen. Dazu passt das Sprichwort: 

 

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“.

 

Zweitens: Intelligenz hin, Intelligenz her. Es ist unmöglich festzustellen, in welchem Verhältnis Glück und die eigenen Fähigkeiten bei sogenannten “Home-Run-Trades” zueinander stehen (Burry machte beim Platzen der Subprime-Krise 100 Millionen Dollar für sich selbst und 700 Millionen US-Dollar für seine Investoren). Wir haben bereits festgestellt, dass es nicht nur auf das Was ankommt, sondern auch auf das Wann. Während die eigenen Fähigkeiten eine wichtige Rolle beim Was spielen, ist für das korrekte Timing der Faktor Glück entscheidender.

Drittens: Alles ist Zyklen unterworfen. Tech-Aktien und Value-Aktien sind mal in Mode, mal nicht. Egal ob Künstliche Intelligenz oder Krypto – sie alle neigen dazu, zunächst zu explodieren, bevor sie schließlich ausbrennen. Steigen die Kurse um 100, 200 oder 300 Prozent, werden Anleger gierig. Fallen die gleichen Aktien um 50, 75 oder 90 Prozent, werden sie ängstlich. Und wir wissen: Angst und Gier sind schlechte Begleiter. Gerade an der Börse.

 

Time in the market vs. Timing the market

Was können wir als Privatanleger nun daraus mitnehmen? Es wird immer Krisen geben. Und sie werden für uns niemals zu prognostizieren sein. Selbst dann nicht, wenn uns die Ressourcen (kognitiv, infrastrukturell) von Michael Burry zur Verfügung stehen würden.

Deshalb bleibt uns nur eines übrig. Stur und stetig, prognosefrei und passiv zu investieren. Der Sparplan ist das Mittel der Wahl

 

Investieren sollte langweilig sein. Ungefähr so aufregend, wie Farbe beim Trocknen zu beobachten.

 

Wer Entertainment will, sollte lieber ins Kino gehen. Das ist ein viel weniger kostspieliges Hobby als das Zocken an der Börse.

Eines noch zum Abschluss: Ja, gerade Crash-Propheten, die ihre Drohgebärden gebetsmühlenartig über viele Jahre wiederholen (wie Robert T. Kiyosaki), haben irgendwann mal recht. Was soll man dazu sagen? Auch kaputte Uhren zeigen zwei mal am Tag die richtige Uhr an.

Was lernen wir daraus? Time in the Market (Langfristigkeit) schlägt Timing the Markt (also wann man kaufen und wann man verkaufen soll). Also immer schön ruhig bleiben. Und den Sparplan laufen lassen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Patric

    Man muss halt genug Geld haben, um die ganzen Puts zu finanzieren, bis es mal wirklich an den Börsen kracht wie in 2020… aber dann kann (!) man mal einen „Big Fish“ an Land ziehen… 🙂

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