Geld: Zweck vs. Selbstzweck

Zweck vs. Selbstzweck
Sparen um des Sparens Willen? Nein, danke.

 

Im guten Umgang mit Geld gibt es nichts wichtigeres als das Bekenntnis zum Sparen. Weniger auszugeben, als reinkommt, ist der Grundstein für die gesamte finanzielle Lebensplanung. Das “Was” ist also klar, doch wie sieht es mit dem “Warum” aus? 

 

Die meisten Menschen sind in ihrer finanziellen Grundausstattung entweder Ausgeber oder Sparer. Wenn du dir beim Lesen dieses Satzes nicht ganz sicher bist, wo du dazu gehörst, dann schaue mal auf deinen Partner. Meistens ist nämlich einer in der Beziehung nämlich das eine und der andere eben das andere.

 

Mein Leben als Sparer

Ich selbst bin ganz klar ein Sparer. Mir finanzielle Ziele zu setzen und diese durch teils herben Verzicht zu erreichen, hat mir immer schon Freude gemacht. Wenn man so will, dann habe ich Sparen seit meiner Kindheit zum Selbstzweck erhoben.

 

Das hat Vorteile. Zum Beispiel, dass es mir immer besser ging, je mehr ich sparen konnte. Es hat aber auch Nachteile. Nämlich dann, wenn ich vom Leben dazu gezwungen wurde, meine Sparziele über den Haufen zu werfen.

 

Das ist zuletzt gerade wieder passiert (dazu später mehr). Und ich musste unweigerlich an einen meiner Lieblingsautoren denken.

 

Meine Kritik an Morgan Housel

Wer diesen Blog verfolgt, weiß wie sehr ich US-Autor Morgan Housel schätze. Das Buch “Über die Psychologie des Geldes” gehört deshalb zu meinen absoluten Empfehlungen, weil man es einmal im Jahr lesen kann und trotzdem immer wieder etwas Neues entdeckt. Und ja, ich habe es auch 2026 (zwei Mal) gelesen. Hier findest du übrigens eine umfangreiche Buchbesprechung dazu.

 

Was mich aber immer gestört hat, war sein Zugang zum Thema Sparen. Ich möchte diesen kurz zusammenfassen.


Morgan Housel kritisiert dabei nicht etwas das Sparen an sich. Sondern das Sparen als Selbstzweck. Seine Grundaussage lautet:

 

Sparen ohne Zweck ist genauso irrational wie hemmungsloser Konsum.

 

Als bekennender “Selbstzweck-Sparer” empfand ich diese Aussage stets als eine bodenlose Frechheit. Das hat sich zuletzt geändert. Denn man muss die Dinge im Detail analysieren. Für Housel ist Sparen grob gesagt in vier Fällen sinnvoll.

 

  • Freiheit
  • Sicherheit
  • Optionen
  • Seelenruhe

 

Seine These: Beim Sparen geht es nicht bloß darum, eine Zahl wachsen zu sehen. Wenn man das verstanden hat, dann schließt sich auch der Kreis Richtung Irrationalität.

 

Er argumentiert: Wenn dein Sparzwang deine Gegenwart ruiniert, um in der Zukunft theoretisch sicher zu sein. Dann tauscht du dein gewisses Heute mit dem unsicheren Morgen. 

 

Und damit hat er recht. Und deshalb vermutlich auch damit, dass Sparen als Selbstzweck durchaus irrational sein kann. Auch wenn ich dabei bleibe, dass hemmungsloser Konsum viel schlimmer ist. Aber das ist vielleicht der Stoff für einen anderen Blogbeitrag.

 

Der Ansatz von Simon Sinek

Damit ist das Thema aber noch nicht erschöpft. Ich möchte nämlich noch auf ein weiteres exzellentes Buch eingehen. Und zwar auf “Frag immer erst warum” von Simon Sinek. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dieses Werk zuletzt 2023 (doppelt) gelesen habe. Um dieses Versäumnis auszugleichen, kommt das Buch gleich auf die Leseliste für 2026.

 

Der Zugang von Simon Sinek ist selbsterklärend. Und denkt im Zusammenhang mit dem Sparen, den oben beschriebenen Zugang von Morgan Housel weiter.

 

Warum, warum, warum? Das ist hier die Frage. Oder das sollten die Fragen sein. Zum Beispiel, wenn es um die eiserne Reserve geht.

 

Warum habe ich eine eiserne Reserve?

Den sogenannten Notgroschen in Höhe von drei bis sechs Monatsausgaben hält man für sogenannte “Notfälle” zurück. So einfach ist das. Oder? Ja und nein. Denn meistens gibt es ja gar keine Notfälle. Und dann liegt das Geld bestenfalls schwach verzinst herum (ein Umstand der mich lange Zeit wahnsinnig gemacht hat – vor allem in Zeiten von Nullzinsen). Denn eines steht auch fest. Das Geld muss täglich verfügbar sein. Denn Notfälle sind nicht planbar.

 

Beispiel gefällig? Die Weihnachtsfeiertage kommen. Die stillste Zeit des Jahres. Doch plötzlich macht es einen Knall. 

 

Die (Einbau-)Mikrowelle funktioniert nicht mehr. Kann man ohne Mikrowelle überleben? Natürlich. Schränkt es meinen Komfort (Stichwort: Meal-Prep) massiv ein? Oh, ja. Zumindest soweit, dass ich mir sofort ein Übergangsgerät organisiert habe. 

 

Doch warum eine Übergangslösung? Die Lieferzeiten rund um Weihnachten sind – Prime Abo hin oder her – sehr lange. Wir sprechen bei Einbaumikrowellen (die Preisaufschläge im Vergleich zu externen Geräten sind übrigens ein Skandal! hier kommt der Sparer in mir durch) teilweise von Wochen. Mühsam. Und damit ein weiterer Grund, sich sofort um ein Ersatzgerät zu kümmern.

 

Apropos Ersatzgerät: ein solches benötige ich auch in einer anderen Angelegenheit. Denn wer glaubt, dass ein Notfall alleine kommt, der irrt. Nur einen Tag nach der Mikrowelle hat die Hebeanlage in meinem Keller den Geist aufgegeben. Hebeanlage? Sowas pumpt Wasser von unten noch oben. Mehr muss man gar nicht wissen.

 

Weihnachten
Notfälle treten stets unerwartet auf

 

Benötigt man eine Hebeanlage zum Überleben? Nein. Schränkt der Ausfall meine Lebensqualität massiv ein? Oh ja. Denn statt zwei Mal täglich läuft die Waschmaschine jetzt null am Tag. Man kann sich ausmalen, was das bedeutet, wenn die Lieferzeiten so wie oben beschrieben sind.

 

Zum Glück lassen sich diese Dinge relativ einfach selbst (bzw. mit fachkundiger Unterstützung) tauschen, so dass keine Handwerkertermine nötig sind. Denn dann wird es erstens richtig teuer und zweitens muss man noch viel länger warten.

 

Was ich eigentlich sagen will: Die Neuanschaffung von wichtigen Haushaltsgeräten ist für eine vierköpfige Familie nicht optional. Klar, man kann ein bisschen Zeit gewinnen. Aber wer ist schon gerne vom Wohlwollen des eigenen Umfelds abhängig? Und auch der Waschsalon ist keine Langzeitlösung. Jedenfalls nicht für mich.

 

Was dazu kommt: Wenn man gezwungen ist zu handeln, dann kann man auch nicht auf das Überschnäppchen warten. Man muss nehmen, was man kriegt. Und vielleicht noch etwas für eine Expresslieferung drauflegen.

 

Fazit

Und hier schließt sich der Kreis. Zunächst zu Simon Sinek. Wegen des Warum? Warum hat man nun also einen Notgroschen? Genau dafür. Damit man im Notfall so schnell wie möglich eine Lösung bekommt. Und das Sparen vom Selbstzweck zum Zweck werden kann. Genau, wie es Morgan Housel propagiert. Manchmal muss man einem guten Buch ein paar Jahre Zeit geben, um zu wirken. Auch eine Erkenntnis…

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