Wann soll man am besten damit beginnen, einem Kind den Umgang mit Geld beizubringen? Und was soll man ihm eigentlich lehren? Zwei schwierigee Fragen. Schließlich haben die wenigsten Erwachsenen selbst jemals gelernt, richtig mit Geld umzugehen.
Mein Sohn wird in wenigen Wochen sechs Jahre alt. Nächstes Jahr kommt er in die Volksschule. Seine finanzielle Ausbildung hat hingegen schon vor ungefähr einem Jahr begonnen. Sie läuft in mehreren Phasen ab.
Phase 1: Arbeiten
In der ersten Phase geht es dabei um die Grundzüge der Marktwirtschaft. Nicht etwa um das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Nein. Vielmehr geht es jetzt darum die Wahrnehmung des Kindes für die alltäglichen Dinge seines (Kinder-)Lebens zu schärfen.
Das Kind “lernt” sonst früh, dass arbeiten gehen etwas Negatives ist, das man nicht gerne macht.
Zum Beispiel zu begründen, warum Mama und Papa am Wochenende zu Hause sind – aber von Montag bis Freitag darüber sprechen “in die Arbeit zu gehen” oder “in der Arbeit zu sein”. Von der Formulierung des “Arbeiten müssens” rate ich übrigens aus mehrerlei Gründen ab. Selbst wenn es faktisch stimmen sollte, darf man seinen Kindern nicht schon in jüngsten Jahren vermitteln, dass arbeiten eine Sache des Müssens ist. Auch dann nicht, wenn man aus finanziellen Zwängen arbeiten geht, wie es bei den meisten der Fall ist. Das Kind “lernt” sonst früh, dass arbeiten gehen etwas Negatives ist, das man nicht gerne macht.
Genauso wenig sollte man Kindern übrigens sagen, dass sie bald in die Schule gehen “müssen”.
Bedürfnisse befriedigen
Doch was bedeutet “arbeiten” eigentlich? Das ist in der heutigen digitalen Welt nicht sehr einfach. Deshalb schrecken Eltern gerne davor zurück, es ihren Kindern zu erklären. Auch ich kann meinen Kindern nicht in verständlichen Worten erklären, was genau ich beruflich mache. Allerdings habe ich zum Glück einen Schwager der Koch ist.
Dafür bekommt er Geld. Das kann er dann für andere Dinge ausgeben. Entweder für Spielzeug oder für andere Dinge.
Und so erkläre ich meinem Sohn, dass der Beruf seines Onkels ist, Menschen mit Hunger etwas zum Essen zuzubereiten. Dafür bekommt er Geld. Das kann er dann für andere Dinge ausgeben. Entweder für Spielzeug oder für andere Dinge. Diese “anderen Dinge” sind wiederum höchst unterschiedlich. Und so arbeiten ganz viele Menschen in ganz vielen Bereichen um ganz viele Unterschiedliche Wünsche zu erfüllen.
Das heißgeliebte Müsli
Mein Sohn isst gerne Müsli. Ich würde sogar sagen, dass er es liebt. Ich habe ihm dann erklärt, dass viele Menschen dieses Müsli lieben. Deshalb sind sie bereit dafür Geld zu bezahlen.
Und nun geht das ganze einen Schritt weiter. Und zwar in Phase 2.
Phase 2: Mitverdienen
Wer einmal genau darauf achtet, wird feststellen, dass ein Gutteil der Lebensmittel in der Küche von einer handvoll großer Unternehmen hergestellt wird. Dasselbe gilt übrigens für die meisten Hygiene-Artikel.
Warum ist das überhaupt wichtig? Weil man sich an diesen großen Unternehmen beteiligen kann. Das heißt: Man gibt nicht nur Geld aus, um die Produkte der verschiedenen Marken zu kaufen. Sondern man hat die Möglichkeit einen Teil seiner Ausgaben wieder hereinzubekommen. Über Unternehmensanteile (auch Aktien genannt) nimmt man einerseits an einer positiven Entwicklung des Unternehmenswerts und andererseits an Gewinnausschüttungen teil.
Genauso wie du, essen auch ganz viele andere Leute gerne dieses Müsli. Die Firma die es herstellt, verdient dadurch Geld.
Zu meinem Sohn sage ich dann: Genauso wie du, essen auch ganz viele andere Leute gerne dieses Müsli. Die Firma die es herstellt, verdient dadurch Geld. Und weißt du was? Dir, deiner Schwester, deiner Mutter und mir gehört ein Teil von dieser Firma. Auf Anraten meiner Frau folgt dann der Zusatz: Aber nur ein winzig kleiner Anteil an dieser Firma. Siehe hierzu auch mein Beitrag dazu, WIE man für Kinder am besten Geld anlegt: Link: https://michaelplos.com/sparen/den-kindern-nur-das-beste/
Phase 3: Taschengeld
Seit einigen Monaten bekommt mein Sohn jetzt Taschengeld. Über die passende Höhe lässt sich vortrefflich diskutieren. In einem eigenen Artikel werde ich diesem Thema noch viel ausführlicher widmen und ihn hier verlinken.
Schon jetzt kann ich sagen: Taschengeld muss für mich mehrere zentrale Punkte erfüllen.
- Lernen, dass man mit seinem Geld autonom umgehen darf.
- Lernen, dass man sich sein Geld einteilen muss.
- Lernen, dass Konsumverzicht sich lohnt.
Punkt 1) erklärt sich von selbst. Es ist mir wichtig, dass mein Sohn sein Taschengeld für Dinge ausgibt, die er gerne haben möchte. Beschränkungen gibt es von meiner Seite dafür fast nicht. Nur bei völlig unsinnigen Dingen, würde ich einschreiten. Etwa das Zerstören, Wegwerfen oder Verschenken (nicht spenden!). Nichts davon ist bisher passiert.
Punkt 2) ist eine Sache, die immer wieder vorkommt. Und zwar in Situationen, in denen das Geld für einen Kauf schlicht nicht reicht. Ich bin hier beinhart. Wenn eine Sache zu teuer ist, ist sie zu teuer. Dann heißt es weiter sparen.
Ich verdopple den Betrag, den mein Sohn am Monatsletzten in seiner Sparbüchse hat. Egal wie hoch sie ist.
Punkt 3) ist mir ein besonderes Anliegen. Denn man kann nicht früh genug damit beginnen Kindern beizubringen, dass es sich lohnt das Geld zu sparen. Im “echten” Leben nennt sich das Ganze Zinseszins. Der wirkt vor allem langfristig. Dann aber umso stärker.
Mit langfristig kann mein Sohn allerdings nicht viel anfangen. Wie soll er sich auch Zeiträume vorstellen, die seine eigene Lebenszeit übersteigen? Deshalb habe ich in Sachen Taschengeld eine besondere Maßnahme getroffen. Ich verdopple den Betrag, den mein Sohn am Monatsletzten in seiner Sparbüchse hat. Egal wie hoch sie ist. Am Montag gibt es zusätzlich das reguläre Taschengeld. Es liegt bei einem Euro.
Meine Mission: Kinder und der Umgang mit Geld
Wir Europäer leben in einer “öko-sozialen” Marktwirtschaft (siehe Link für alle Details -> Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Ökosoziale_Marktwirtschaft ). Das System hat Stärken und Schwächen. Unter dem Strich finde ich es aber ganz in Ordnung.
Sich in diesem System in Geldfragen am besten zurechtzufinden, war Gegenstand meines ganzen Schul-, Studien- und Berufslebens in den letzten 30 Jahren. Meine gesammelten Erfahrungen und mein Wissen gebe ich nun an meine Kinder weiter. Nicht, weil ich aus ihnen geborene Kapitalisten machen will. Viel mehr, damit sie in ihrem späteren Leben in Geldfragen stets die richtige Antwort parat haben.
Dieses Wissen mit anderen Eltern (und deren Kindern) zu teilen, ist mir ein Herzensanliegen. Genau deshalb gibt es diesen Blog.
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