Hat Kevin Kühnert recht?

Private Unternehmen verstaatlichen? Nicht mehr Immobilien besitzen dürfen, als die selbst bewohnte? Kevin Kühnert von den Jusos (Jugendorganisation der SPD) hat in einem Interview mit der Zeit aufhorchen lassen. Die Empörung in der Finanzwelt ist riesig. Zurecht?

 

 

Gleich vorweg. Ich kann den Lösungsvorschlägen von Kevin Kühnert nichts abgewinnen. Ich bin aber auch nicht empört. Warum? Das hat mehrere Gründe.

 

Zum einen sehe ich es aus Marketingsicht so, dass Kühnert sich extrem gut positioniert hat. Wer ganz weit links des politischen Meinungsspektrums steht, findet bei ihm jemanden der ihm (vermeintlich) zuhört.

 

Kühnert geht dorthin, wo es weh tut

Außerdem bin ich der Meinung, dass Kühnert den Finger in die Wunde vieler Millionen Menschen legt. Sehr viele Bürger haben tagein tagaus mit der Unsicherheit im Job zu kämpfen. Was früher selbstverständlich war (ich werde in fünf Jahren mehr verdienen als heute), ist heute oft völlig ungewiss (werde ich in fünf Monaten noch einen Job haben?).

 

Wenn man dann auch noch sieht, dass das eigene Einkommen zu einem Gutteil in die Miete fließt, dann kann das frustrieren. Vor allem weil das Wohnen in den letzten Jahren für (fast) jeden spürbar teurer wurde.

 

Wo Kühnert falsch liegt

Die Probleme hat Kevin Kühnert meiner Meinung nach richtig identifiziert. Er bietet aus meiner Sicht aber schlicht die falschen Lösungen an.

 

Schauen wir uns zunächst das Mietproblem an. Ausschließlich jeder, den ich kenne, wohnt (ja, es gibt Obdachlose – das ist aber ein anderes Thema). Die einen in einer eigenen Immobilie, andere in einer gemieteten. Manche in einer Genossenschaftswohnung und andere im Gemeindebau. Sie alle sind mit Kosten konfrontiert. Sie alle sind darüber nicht wirklich glücklich.

 

Manche beschweren sich sogar. Die einen über Betriebskosten, andere über Steuer- und Abgabenerhöhungen und wieder andere über die Höhe der Miete. ABER: Nicht einen einzigen habe ich bisher sagen hören: “Ich würde die entstehenden Kosten gerne an die öffentliche Hand zahlen, statt an private Eigentümer.” Warum das so ist? Weil es keine Rolle spielt. 1.000 Euro sind 1.000 Euro. Egal an wen man sie bezahlt.

 

Dürfte nun keiner mehr Immobilien (außer der selbst bewohnten) besitzen, dann würde es logischerweise keine privaten Vermieter mehr geben. Die öffentliche Hand müsste dann als Vermieter auftreten. Das “Problem” des teuren Wohnens wäre damit aber zu null Prozent gelöst. Außer die Mieten würden so weit reduziert, wie das momentan im öffentlichen Wohnraum der Fall ist. Wo das hinführt, sieht man ja allerorts.

 

Warum es eine Verstaatlichung gar nicht braucht

Zum zweiten Problem – also der Verstaatlichung von privaten Unternehmen – möchte ich nur soviel sagen: Gerade bei großen Unternehmen gibt es die Möglichkeit sich an ihnen zu beteiligen. Und zwar nicht indirekt (indem der neue Eigentümer der Staat ist) sondern direkt. In Form von Aktien. Diese Möglichkeit gibt es heute schon mit wirklich kleinen Beträgen. Bereits ab 25 Euro im Monat kann man sich zum Teil an Hunderten Unternehmen beteiligen und an ihrem Erfolg teilhaben. Und das ganz ohne Verstaatlichung, Enteignung oder sonstigen Phantasien…

 

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