Es klingt wie das Normalste auf der Welt: Kinder erben später einmal das Vermögen ihrer Eltern. Doch es gibt so manches, was dagegen spricht. Das meinen jedenfalls einige extrem wohlhabende Menschen.
Egal ob Investment-Legende Warren Buffett oder Hollywood-Superstar Daniel Craig. Viele Prominenten haben in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie nicht vorhaben ihre gesamten enormen Vermögen an ihre Nachkommen zu vererben. Tatsächlich ist sogar immer wieder die Rede davon, das Erbe auf 1 Prozent oder weniger zu reduzieren.
Ein Anhänger dieses Ansatzes ist Kevin O`Leary. In unseren Breiten ist der Chairman von O´Shares ETFs vor allem als Richter bei Shark Tank bekannt. Wer jetzt keine langwierige Internet-Recherche anstellen will: Man kann zu O´Leary guten Gewissens sagen, dass er in den USA als anerkannter Experte für Finanzen gilt. Weshalb es sich auch lohnt, im aufmerksam zuzuhören.
Genau das werden wir jetzt – bezogen auf seinen Ansatz zum Erben – auch tun.
Verfluchte Kinder?
O`Leary geht sogar so weit, dass er seinen Kindern später einmal “gar nichts” hinterlassen will. Das “gar nichts” steht ganz bewusst unter Anführungszeichen. Wir werden gleich erfahren, warum das so ist.
So hat der 400-fache Millionär sein Vermögen einem ganz bestimmten Zweck gewidmet. Konkret verwendet er seine finanziellen Mittel, um einen sogenannten Trust zu kapitalisieren, der seine Familie zukünftig mit Geld versorgen soll. Jedoch nur bis zu einem genau definierten Punkt.
Kevin O`Leary erklärt wie er dabei vorgegangen ist: Als er in seinem Leben erstmals eine substanzielle Menge an Geld verdient hatte, “habe ich mich mit `estate planners` (Anmerkung: etwas frei übersetzt sind das “Nachlassverwalter”) zusammengesetzt und einen generationenübergreifenden Trust gebildet, der für jedes Kind in meiner Familie sorgt. Und zwar vom Tag der Geburt, bis zum letzten Tag am College. Danach aber gar nicht mehr”, erklärt O`Leary seine Vorgehensweise.
Der Geschäftsmann begründet seinen etwas speziellen Ansatz mit dramatischen Worten. Er wolle seine Kinder nämlich nicht “verfluchen”. Vielmehr will er sicherstellen, dass auch seine Kinder einmal hart arbeiten werden müssen. Das Ziel dahinter: Im besten Fall erreichen seine Nachkommen ihre eigenen Karriere-Erfolge und geben nicht bloß das Geld ihres erfolgreichen Vorfahren aus.
Es gibt nichts umsonst
Kevin O`Leary will vermeiden, dass seine Kinder einem gefährlichen Irrglauben erliegen. Und so fasst er in aller Kürze zusammen: “Es gibt nichts umsonst, das wäre nämlich einfach falsch”.
Seine genauere Begründung dafür klingt durchaus nachvollziehbar: “Du verfluchst ein Kind, wenn du das Risiken aus seinem Leben nimmst. Das bedeutet aber nicht, dass man ihm nicht helfen kann.” Was O`Leary damit konkret meint, haben wir bereits erfahren: “Wenn mein Sohn jemals selbst ein Kind hat, dann sorgt der Trust, den ich eingerichtet habe, dafür, dass es von der Geburt bis zum letzten Tag am College versorgt ist.”
O´Leary selbst sagt, dass er den Wert harter Arbeit von seiner Mutter gelernt habe. Von ihr hat er auch den Ansatz für seinen Trust übernommen. So hat sie damals zu ihm gesagt, dass sie ihn nicht weiter finanziell unterstützen würde, wenn er mit dem College fertig sei. Genauso will es der erwachsene Kevin jetzt auch mit seinen Kindern (und deren Kinder) handhaben.
Nur keine verwöhnten Kinder bitte
“Sie hasste es, wenn jemand Ansprüche stellte”, so O`Leary. “Sie dachte, wenn Kinder nicht arbeiten müssten, dann würde sie es auch nicht tun”, führt er weiter aus. “Und ich glaube sie hat recht”.
“Viele Menschen kennen Beispiele für reiche, verwöhnte Kinder, die keinen Wert darauf legen Karriere zu machen. Warum sollten sie auch, sie haben auch keinen Grund dazu weil ihr Leben ja völlig risikofrei ist.”
Für die allermeisten ein wertloser Rat
Kann man den Rat von O`Leary oder Warren Buffett als Durchschnittsbürger nun einfach so übernehmen? Nein, natürlich nicht. Denn beide haben sich im Vergleich zu Otto Normalverbraucher einen geradezu extremen Wohlstand aufgebaut.
Das bedeutet: Die Art und Weise wie die beiden ihre Folgegenerationen mit finanziellen Mitteln ausstatten sind immer noch massiv oberhalb jener Mittel, die normalerweise bei Erbschaften den Besitzer wechseln werden.
Doch was ist normal? Hier einen repräsentativen Wert zu finden, ist nicht einfach. Aber es dreht sich im Median (hier unser Mittelwert der Wahl, weil die Hälfte aller Erbschaften höher und die andere Hälfte niedriger ausfällt) so rund um die 100.000 Euro. Zugegebenermaßen eine stattliche Summe, aber kein Betrag von dem man sehr lange leben kann.
Was schließen wir daraus? Für “normale” Menschen spricht überhaupt nichts dagegen, seinen Kindern das eigene Vermögen im vollen Umfang zu vererben. Wichtig ist dabei nur, dass man den eigenen Nachwuchs, der dann ja hoffentlich auch schon im fortgeschrittenen Alter ist, darauf vorbereitet, wie man mit dem zusätzlichen Kapital am vernünftigsten umgehen sollte.
Für all jene, die ihre Kinder schon von klein auf finanziell erziehen, ist das freilich kein Problem. Oder?
Verantwortliche Eltern
Wenn man genau aufgepasst hat, kann man aus der Geschichte über Kevin O`Leary aber noch eine weitere Lektion mitnehmen. Nämlich wie unglaublich prägend die Rolle von Eltern sein wird, wenn es darum geht, wie ihre Kinder später einmal mit Geld umgehen werden.
Einmal mehr zeigt sich: Finanzbildung findet zu Hause statt.
Quelle:
https://www.cnbc.com/2021/09/03/why-kevin-oleary-isnt-leaving-an-inheritance-for-his-kids.html