Suze Orman: Deine eiserne Reserve ist zu klein!

Will man finanziell solide aufgestellt sein, gilt es zunächst die Konsumschulden loszuwerden. Hat man das geschafft, wartet gleich die nächste Herausforderung: der Aufbau der eisernen Reserve für Notfälle. Coronabedingt haben sich hier nun die Spielregeln geändert. Zumindest wenn es nach einer der bekanntesten Geld-Expertinnen der Welt geht.

Die Rede ist dabei von Suze Orman. Glaubt man der 69-jährigen, die in den USA als angesehener Finanz-Guru gilt, darf man die Bedeutung der eisernen Reserve nicht unterschätzen. Vielmehr bezeichnet Orman den finanziellen Notfallfonds gar als DIE kritische Komponente für ein Investment Portfolio.

Liegen die Experten falsch?

Jeder seriöse Finanzexperte empfiehlt den Aufbau einer eisernen Reserve. Deren Ausgestaltung kann zwar durchaus variieren. In den meisten Fällen wird für die Dotierung jedoch eine Spanne von 3 bis 6 Monatsausgaben empfohlen. So handhabe ich das auch in meinem Blog. Privat bin in Sachen Geldpuffer übrigens konservativ, bewege ich mich also rund um das Maximum. Wer es jedoch “riskanter” mag – oder einen sehr sicheren Job hat (zB Beamte) – kann auch zu einem Puffer von “nur” 3 Monatsausgaben greifen.

Doch kommen wir zurück zu Suze Orman. Die sieht die Sache nämlich merkbar anders. Nicht zuletzt wegen der Corona-Situation empfiehlt sie einen deutlich dickeren Polster.

Gerüstet für den Notfall

Kurz zum Hintergrund: Suze Orman wurde erst kürzlich notoperiert. Ihr wurde dabei ein Tumor von der Wirbelsäule entfernt. Schon rein körperlich war der Eingriff eine starke Belastung. Doch auch finanziell kann solch eine Situation schnell zum Desaster werden. Etwa dann, wenn man es nicht schafft, in der Erholungszeit über die Runden kommen, weil einem das Geld ausgeht.

Gerade dank ihres finanziellen Backgrounds (das Nettovermögen von Orman wird auf 75 Millionen US-Dollar geschätzt) konnte die Geld-Expertin sich voll auf ihre Erholung konzentrieren. Dass sie sich damit in einer privilegierten Position befindet, ist Suze Orman aber durchaus bewusst. So sagte sie nach ihrem Eingriff:

“Das Allerwichtigste in jedem persönlichen Finanz-Portfolio – noch mehr als all die Aktien und so – ist ein Notfallfonds für mindestens acht Monate, vielleicht sogar für ein Jahr!”

Und die New York Times Bestseller-Autorin legte bezüglich der aktuellen Corona-Krise sogar noch nach:

“Wer das im letzten Jahr nicht gelernt hat – nach all dem, was wir durchgemacht haben – der muss wohl auf einem anderen Planeten sein”.

Opportunitätskosten

Angesichts der aktuellen Verschärfung der Corona-Situation lässt sich den markigen Statements von Suze Orman gewiss einiges abgewinnen. Und vermutlich kann man mit einem dickeren Geldpuffer noch besser schlafen. Doch sollte man deshalb sofort die eigenen Investitionen unterbrechen um die eiserne Reserver aufzustocken?

Gar nicht so einfach zu beantworten. Denn eines darf man nicht vergessen.

Je mehr Geld man unter dem imaginären Kopfpolster liegen hat, desto höher die Opportunitätskosten.

Beweis gefällig? Auch dieser stammt ironischerweise von Suze Orman. So hat die Finanz-Expertin im März 2020 – nur wenige Tage nachdem der S&P 500 sein Tief in der bisherigen Corona-Krise erreicht hat – folgendes gesagt:

“Es könnte gar kein bessere Zeit sein, um mit dem Investieren anzufangen als genau jetzt. In Zeiten wie diesen werden Vermögen geschaffen”.

Zeitpunkt des Zitats: 26. März 2020. Seither ist der S&P 500 rund 35 Prozent gestiegen (Zeitpunkt: Ende Oktober 2020 vor dem kleinen Einbruch zum Monatsende). Orman hatte also Recht. Allerdings…

Wer im März begonnen hättte seinen Notfallfonds wie verrückt aufzufetten, der hätte wunderbare Investmentchancen verpasst. Und hier wären wir wieder bei den Opportunitätskosten.

Die Börsen sind das eine…

Nun sind die Zugewinne an den Börsen seit März für Aktionäre sicherlich erfreulich. Sie sind aber nur ein Teil der Wahrheit bzw. der Lebensrealität der meisten Anleger. Das sieht auch Orman so. Entsprechend appelliert sie mit Nachdruck, dass man nicht die Augen davor verschließen dürfe, dass für viele finanziell harte Zeiten bevorstehen können und werden.

Genau hier schließt sich der Kreis. So wird es laut der Meinung von Orman schon bald mehr denn je auf das Ersparte ankommen, um gut über die Runden zu kommen. Deshalb erklärt die US-Finanzexpertin: