So ein Scheißkonzern! Oder – wer ist hier der Böse?

Es ist noch nicht lange her, da war ich im Ausland auf einem Polterabend eines sehr guten Freundes. Nach einer hitzebedingt anstrengende Reise mit dem Zug – die Klimaanlage war ausgefallen – wurde von einigen unserer Gruppe nach der Ankunft am Bahnhof sofort stilles Mineralwasser gekauft. Und damit startete eine interessante Diskussion. Dabei ging es um Konzerne.

 

 

Was war genau passiert? Ein langjähriger Freund von mir spazierte sichtlich zufrieden aus dem kleinen Lebensmittel-Shop. In seiner Hand: Eine Flasche Vittel, also stilles Mineralwasser. Da konnte ich es mir nicht nehmen lassen zu sagen: “Vielen Dank, dass du ein Nestle-Produkt gekauft hast. Als Aktionär freut mich das natürlich.”

 

Nun halte ich zwar direkt gar keine Aktien an Nestle, aber über diverse Fonds/ETFs bin ich am größten Lebensmittelhersteller der Welt beteiligt.

 

Die Sache mit den “Scheißkonzernen”

Und was soll ich sagen, mein Kommentar hat seine Wirkung nicht verfehlt. “Was? Ich hab doch extra nach einem Wasser gesucht, das nicht zu diesem Scheißkonzern gehört!”, gab mein Freund zum besten. “Das ist gar nicht so einfach”, entgegnete ich ihm. “Denn wenn es nicht zu diesem Scheißkonzern gehört, gehört es wahrscheinlich zu einem anderen Scheißkonzern”. (hier findet man übrigens die Definition von Konzern)

 

Und provokant fragte ich gleich hinterher. “Wer von uns beiden ist moralisch gesehen jetzt eigentlich schuldiger? Ich als Aktionär – oder du als Konsument?” Keine einfache Frage, wie sich herausstellen sollte.

 

Die Macht liegt beim Konsumenten

Wir diskutierten einige Zeit hin und her. Und schließlich kamen wir zu dem Schluss, dass die Macht am Ende des Tages beim Konsumenten liegt. Zwar hat dieser gerade bei Lebensmitteln nur eingeschränkt die Möglichkeit sich Produkten von Konzernen zu entziehen. Dennoch kann er es schaffen. Auch wenn es mit erhöhtem finanziellen Aufwand verbunden sein kann und natürlich auch die Bequemlichkeit darunter leidet.

 

Als indirekt Beteiligter an Nestle ist meine Meinung übrigens folgende: Ich achte sehr genau darauf, wo meine Alltagsprodukte herkommen. Aber nicht so sehr aus moralischen Gründen. Vielmehr will ich wissen, woran ich eigentlich überall mitverdiene.

Maggi, Müsli, Sodastream

Bei Nestle ist das einerseits Maggi und andererseits das Frühstücks-Müsli meiner Kinder. Wasser kaufe ich bei Nestle nicht. Das kaufe ich aber auch nicht bei anderen Anbieter. Schließlich ist österreichisches Leitungswasser qualitativ kaum zu schlagen. Und wenn es sprudeln soll? Dann greife ich zu meinem Sodastream. Die Firma gehört jetzt übrigens zu Pepsi Co. Und ja, auch daran bin ich beteiligt. Ganz ohne schlechtes Gewissen.

 

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